Kirchengeschichte Visselhövede

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Pater Johannes Arnoldi

 

Am 14. Oktober 2006 feierten wir zum Gedenken an Pater Johannes Arnoldi SJ

( † 9. November 1631)

...in Visselhövede mit Dechant Siegmund Bulla eine Messe, an der eine Abordnung der Pfarrgemeinde St. Marien in Warburg mit Herrn Pfarrer Wolfgang Fabian und Probst Clemens Burchhardt aus Verden/Aller ebenfalls teilgenommen haben.

Pater Johannes Arnoldi SJ wurde am 24. Juni 1596 in Warburg (Westfalen) geboren. Im Jahre 1616 trat er dem Jesuitenorden bei. Er wirkte dann in Baden, am Niederrhein und in Westfalen. Seit dem Jahr 1630 gehörte Arnoldi der neu gegründeten Jesuitenkommunität in Verden an. Er war Pfarrer der Kirchspiele Visselhövede, Neuenkirchen und Schneverdingen.

Arnoldi bemühte sich um Wiederherstellung des katholischen Glaubens und wurde deshalb vermutlich am 9. November 1631 an der Poststraße Visselhövede – Verden, Gemarkung Paterbusch, von Bauern getötet.

Mehr über diese Zeit und Pater Arnoldi erfahren Sie in diesem Büchlein.

Johannes Arnoldi - Das Buch
Erschienen 1978 Bernward Verlag GmbH Hildesheim ISBN 387065 1504

Oder lesen Sie diesen Auszug aus dem Buch:

Erzählung "Die Gilkenheide" von Heinrich Hüner, erstmals erschienen 1938:

Dies ist eine Erzählung über zwei blühende Höfe in der Gilkenheide, ostwärts der Stadt Visselhövede, die hier historisch nachgewiesen wurden. Die Geschichte spielt im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648).
Auch die Heide bleibt vom hereinbrechenden Krieg nicht verschont. Die Bauern wehren sich gemeinsam gegen zwielichtige Gestalten und marodierende Banden. Aber alltägliche Liebe und Haß, eine Sekunde unbeherrschter Eifersucht, vernichtet beide Höfe und seine Menschen und verändert das Leben und die Landschaft. Die Erzählung enthält viele Verweise auf Orte im Bereich Verden, Schneverdingen, Soltau, Fallingbostel, Walsrode.

... Um 1629 herum hatten des Kaisers Ferdinandus II. Kriegsscharen unbestritten das Feld behauptet, und darum war des Kaisers Majestät der Meinung, sein Glaube sei der echte. Das hatte dann zur Folge, daß er andere Überzeugungen nicht mehr anerkennen wollte, wenigstens dann nicht, wenn sie in dem betreffenden Landesteil erst nach 1552 erworben waren. Es sollten also alle Länder, die nach dem Passauer Vertrage, den man indem genannten Jahr geschlossen, evangelisch geworden, wieder zur katholischen Kirche zurückkehren. Dazu gehörte nun auch das Bistum Verden, an dessen Grenze die Gilkenheide lag.

Was man sich damals in Glaubenssachen vornahm, das besorgte man gründlich. Und so war man denn auch eifrigst bemüht, in dem alten Stift Verden nach dem Befehl des Kaisers zu handeln.

Es wurde ein neuer katholischer Bischof eingesetzt in der alten Bischofsstadt. Franz Wilhelm Graf von Wartenberg, zu der Zeit schon Fürstbischof in Osnabrück, war es, der den Bischofstuhl beim alten Dom zu Verden erhielt.

Er begnügte sich natürlich nicht mit seiner schönen gotischen Münsterkirche in der Allerstadt, sondern wollte, daß man auch in den anderen Gemeinden seines Heidebistums dem kaiserlichen Befehl gehorchte und seinen Glauben einführte.

Das ging aber nicht so rasch; denn die Heidebauern waren von jeher Dickköpfe, hörten sich stets in Ruhe an, was ein anderer ihnen als ihre Überzeugung aufdrängen wollte, taten dann aber doch allein, was sie gut dünkte. Als deshalb der Bischof seine Geistlichen losschickte in die Gemeinden, kamen von ihnen Berichte an voller Klagen über schier vergebliche Arbeit und Mühe.

Nicht besser stand es in dem weitläufigen Kirchspiel Visselhövede, zu dem der größte Teil der Gilkenheide gehörte. Der Bischof hatte hierhin und nach den Heidegemeinden Neuenkirchen und Schneverdingen einen besonders eifrigen und tüchtigen Geistlichen gesandt, den Jesuitenpater Johannes Arnoldi, und der gab sich alle erdenkliche Mühe, seine Oberen zufrieden zu stellen.

Aber was nützte es ihm, daß er alle Schleusen seiner glühenden Beredsamkeit aufschloß, daß er die Heidemenschen nach seiner ehrlichen Überzeugung belehrte, sie hörten ihn stillschweigend und aufmerksam an, gingen dann aber nach Haus und blieben bei ihrer alten Überzeugung.

Arnoldi hoffte endlich, am Pfingstfeste des Jahres 1631 nach vieler Mühsal und großer Anstrengung einige befriedigenden Erfolge melden zu können. Und was war das Ergebnis? -

In dem ganzen ausgedehnten Kirchspiel Visselhövede hatte sich ein einziger Bauer zum Übertritt gemeldet, noch dazu einer, den er am liebsten gar nicht angenommen hätte, so wenig Ehre war mit ihm einzulegen. Lieber wäre es dem Pater schon gewesen, wenn auch dieser sich nicht gemeldet hätte; er wußte ganz gut, daß mit dieser Errungenschaft wirklich kein Staat zu machen war und das seine Arbeit nur noch schwerer wurde.

Und da griff man zu einem Mittel, das man nie hätte anwenden dürfen, das jedoch in jenen Tagen nur allzuoft bei widerspenstigen Seelen erprobt wurde: man verurteilte die Gemeinde zu einer Geldstrafe. 160 Reichstaler sollte die arme ausgesogene Heidegemeinde aufbringen wegen ihrer Widerborstigkeit.

Man sah in dieser Geldstrafe eine schwere Ungerechtigkeit, und da glimmte der Haß auf in den nur langsam in Bewegung kommenden Bauerngeschlechtern. Selbst wenn man das verlangte Geld aufbrachte, was würde weiter kommen an Forderungen, da man seine Meinung doch nicht änderte?

Dazu kamen Nachrichten von jenseits der Elbe, verschwommen zwar und ungewisse, aber doch Nachrichten, die den Widerstand gegen die Forderungen, die man an die Bauern stellte, anfeuerten und verstärkten. Die Sache des Kaisers solle da drüben durchaus nicht mehr so günstig stehen; ein König aus Mitternacht wäre übers weite Meer gekommen; er sei desselben Glaubens, dem man selber anhing, und wolle allen Evangelischen helfen.

Diese Gerüchte verstärkten die Widersetzlichkeit noch mehr, und ein hartes Murren erfüllte die Menschen. Man traf sich in kleinen Gruppen und stärkte einander in dem Widerstande gegen die hohe bischöfliche Obrigkeit.

Arnoldi merkte nichts von dieser Stimmung und wollte auch wohl nicht s wahrnehmen. Er war trotz seiner Mißerfolge voller Hoffnung, wie es nun einmal in seiner Natur lag. Er hatte sich im Vorjahr nichts daraus gemacht, daß eine Kugel hart über seinem Kopfe dahinzischte und seinen Hut durchlöcherte. Es würde ein Versehen oder eine Unvorsichtigkeit eines Schützen gewesen sein, die ihn in Lebensgefahr gebracht, so meinte er, obgleich er niemals erfuhr, wer denn eigentlich der Spender jenes eigentümlichen Bleigrußes gewesen.

Der Pater sah noch immer nicht die verschlossenen Gesichter seiner ihm zugewiesenen Gemeindeglieder, wußte auch nichts davon, daß sich schon feste Gruppen in der ganzen Gegend bildeten, und daß in diesen Trupps schon davon geredet wurde, wie man sich gegen Bedrückung und Bedrohung schützen könne.

Der Priester hörte nicht die leisen und lauten Verwünschungen, die auf Wegen und Stegen erklangen.

Dann wollte ein Umträger für gewiß erfahren haben, daß die Glücksgöttin Fortuna plötzlich das ganze Rad gründlich herumgedreht habe und daß es mit dem sprichwörtlichen Kriegsglück des Kaisers nichts mehr sei. Der Schneekönig aus Mitternacht sei nicht an der Sonne des Kaisers geschmolzen, wie man großprahlerisch verkündet, sondern der mittägliche Herr habe seine liebe Not, daß er nicht ganz in Frost und Unbeweglichkeit erstarre. Ein großer Sieg sei von dem Könige erfochten, und der gefürchtete Tilly selber habe jetzt das Unbeständige des Glücks erfahren.

Und bei diesen Nachrichten hielt der Priester aus Verden noch immer Gottesdienste ab, die man nicht mehr mitmachte! Und jetzt wollte er auch noch nach Verden fahren, so hieß es, und dem Bischof ein Klagelied vorsingen von der Halsstarrigkeit seiner Gemeindeglieder. Man würde jedenfalls noch mehr Strafe zahlen sollen als zu Pfingsten, so ging das Gerede hin und her und steigerte die Aufgeregtheit der Bevölkerung immer mehr. Neue Gerüchte tauchten auf und schreckliche Weißsagungen von dem, was man in der Zukunft noch alles erleben würde. Woher das Gerede kam, wußte niemand.

Da beschloß eine von den Bauerngruppen kurzerhand, dem Pater sowohl Anklage als auch Rückkehr zu verleiden.

Als er nach Verden fuhr und dabei zwischen Visselhövede und Jeddingen ein einsames Gebüsch passierte, hielt ihn der Trupp an. Nach einem kurzen Wortwechsel hin und her kam es zu Tätlichkeiten. Wie es dabei zugegangen, weiß man nicht; doch als nach einigen Stunden Wanderer dieselbe Straße gingen, fanden sie den Priester erschlagen am Wege.

Der Ort, an dem jener Totschlag geschah, war noch lange Zeit verrufen, und nur ungern durchschritt man in der Dunkelheit den Paterbusch, wie er nachher genannt wurde.

Wenn auch in den Tagen des schlimmen Krieges ein Menschenleben nicht allzuviel galt - Waffen und Seuchen räumten nur zu sehr auf -, so wurde doch jene Tat im Paterbusch, mochte sie schließlich auch in Übereilung geschehen sein, auch von den Gegnern des Priesters - und das waren eigentlich fast alle Menschen der umliegenden Dörfer - nicht gutheißen. Mit solchen Mitteln, so hieß es, solle man dem Unrecht nicht beizukommen suchen.

Doch eine ganz unerwartete Wirkung hatte der Totschlag im Paterbusch. Der Fuhrmann, der den Wagen des Paters gelenkt hatte, berichtete, daß eine ganze Gruppe von Menschen den Geistlichen angehalten hätte. Gekannt hätte er niemanden davon. ...

Gewand von Pater Arnoldi -1981-

Gewand von Pater Arnoldi -1981-
Foto von Heidi Graf

Guter Gott,
der Tod Pater Arnoldis möge uns daran erinnern und mahnen,
dass niemand das Recht hat im Namen der Religion Gewalt auszuüben.
Er sei uns Verpflichtung das Miteinander der Kirchen zu suchen,
statt das Trennende zu betonen.
Er helfe uns Wege zueinander zu finden und Grenzen abzubauen.
Er gäbe, dass wir miteinander und füreinander beten.

Gott selbst ruft zur Einheit
„Alle sollen eins sein:
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin;
sollen auch sie in uns eins sein,
damit die Welt glaubt,
dass du mich gesandt hast“ (Joh. 17,21).

Mahnmal im Glockenturm der Herz-Jesu Kirche vom Bildhauer Kilian aus Braunschweig „Gespaltenes Kreuz, aus dessen Mitte das Wasser des Glaubens fließt“

Mahnmal im Glockenturm der Herz-Jesu Kirche vom Bildhauer Kilian aus Braunschweig „Gespaltenes Kreuz, aus dessen Mitte das Wasser des Glaubens fließt“
Foto D. Tekath

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