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Die Orgel in Visselhövede

 

ANNO 1993 LAUDATE EUM OMNES POPULI (Lobet Ihn alle Völker)

- Inschriften der Visselhöveder Orgel - 

Die Orgel in Visselhövede

Diese Inschrift ist im Zusammenhang mit der Inschrift an der Benefelder Orgel zu sehen, LAUDATE DOMINUS OMNES GENTES (Lobet den Herren alle Völker oder Geschlechter).

Pfarrer Schlingermann hatte sich diese Zweiteilung der Inschrift als Verbindung der beiden Orgeln gedacht.

Die zweite Inschrift ist der Bibeltext aus der Todesanzeige von Pfarrer Schlingermann und war seine Lebensauffassung:

OB WIR LEBEN ODER OB WIR STERBEN
-
WIR GEHÖREN DEM HERREN
RÖM 14.7

Mit einer Feierstunde am 16. September 1995

wurde die Orgel der Herz-Jesu Kirche in Visselhövede während eines Konzertes von Pfarrer Siegmund Bulla geweiht.

Zum Geleit schrieb seinerzeit Pfarrer Siegmund Bulla:

Königin der Instrumente, so wird die Orgel genannt. Eine neue Königin erklingt in unserer Herz-Jesu Kirche.
Staunend und anerkennend kann dem verstorbenen Pfarrer Johannes Schlingermann und einigen tatkräftigen Männern, die mitgearbeitet, sowie allen, die durch kleine und große Spenden zum Gelingen beigetragen haben, dafür gedankt werden.
Es gibt kein anderes Instrument, das so viele Stimmen, Klangfarben, dynamischen Reichtum vom zarten Pianissimo bis zum mächtigen brausenden vollen Orgelklang in sich vereinigt, keines auch, das einen so mächtigen und kunstvollen Anblick bietet. Dazu die Windladen, Registerzüge und Verbindungen von den Tasten zu den Pfeifen und vieles mehr.
Zudem steht dieses Wunderwerk des menschlichen Geistes im Dienst des Glaubens. Denn gerade im religiösen Bereich gibt es Erfahrungen, die sich in Worten nicht ausdrücken lassen. Orgelklänge aber vermögen sehr wohl eine Ahnung des Transzendenten zu vermitteln.
Diese Orgel wird bei der Taufe gespielt werden, in der Kinder in das Volk Gottes eingegliedert werden; bei der Trauung, in der Brautleute sich vor Gott binden; bei Totenmessen, in denen wir in Trauer und Hoffnung für die Toten beten. Aber besonders werden wir dieses edle Instrument immer wieder benutzen, wenn sich die Gemeinde versammelt, um Eucharistie zu feiern, den Höhepunkt und das Zentrum der christlichen Religion.

Damit diese Königin der Instrumente dem Lob Gottes und der Erbauung der Menschen dienen kann, dafür erbitten wir in dieser Feierstunde für die neue Orgel und für alle, die sie spielen und hören, den Segen Gottes.

Pfarrer Bulla

Werdegang einer Orgel

Es war einmal ein technisch versierter Geistlicher, der von der Faszination, welche von einer mechanischen Orgel ausgeht, ergriffen worden war. Hinzu kamen seine musikalische Ader und die Lust am Orgelspiel, die ihm durch elektronische Orgeln zum Teil vergrault wurde.

Eines Tages erfuhr er von der Möglichkeit, Heimorgeln als Bausatz zu erwerben. Er setzte sich mit der Orgelbaufirma Hofbauer aus Göttingen in Verbindung und der Gedanke, selbst eine Orgel zu bauen, erhielt Auftrieb. Die technischen Probleme schienen immer kleiner und lösbarer, aus der Heimorgel wurde gedanklich eine richtige Kirchenorgel. Jetzt kam ein anderes Problem – wie bezahlen? Also machte er sich auf, Geld zu sammeln; und es gelang. Nun konnte er loslegen und tat es auch.

Viele Stunden, viele fleißige Hände, viele schlaflose Nächte, viele Lösungen kleiner Probleme und mehr waren nötig, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Am 23. Februar 1986 war es dann so weit, seine Orgel in Benefeld wurde eingeweiht und erklang zur Ehre Gottes. Der Geistliche konnte zufrieden sein und sich zurücklehnen, aber weit gefehlt. Schon beim Bau dieser Orgel machte er Erfahrungen, die ihm sagten: „Dieses könnte man anders machen, oder jenes besser gestalten.“ So stand schon bei der Weihe der Orgel der Gedanke fest: „Ich baue eine zweite Orgel in Visselhövede, bei der ich vieles besser mache.“

Im September 1985 musste er die Walsroder Kirchengemeinde mit übernehmen. Die Arbeit verdoppelte sich und ihm Nahestehende drängten: „Hans, du baust keine zweite Orgel!“. Er aber war für die Argumente nicht zugänglich und betrachtete den Orgelbau als Ausgleich zu seiner täglichen Arbeit. So begann 1989 in Visselhövede der Bau seiner zweiten Orgel. Auch diese baute er nicht, um ein Denkmal zu setzen, es war immer noch die Faszination, ein Instrument zu schaffen, das alle anderen Instrumente beinhaltet. Vielleicht fühlte er sich auch als Pionier des „alternativen Orgelbaus“. Durch eine schwere Operation im November 1991 und eine lange Zeit der Genesung war der Orgelbau viele Monate unterbrochen. Aber es ging wieder bergauf und die Orgel ging ihrer Vollendung mit großen Schritten entgegen. Doch seine Hoffnung, sie 1993 einzuweihen, fand ein jähes Ende durch seinen Tod im September 1993. Seine ausgesprochene Vorahnung – „Wenn die Orgel fertig ist, sterbe ich“ – trat zu früh und für alle unerwartet ein.

Was nun? Der Kirchenvorstand beriet und beauftragte zwei Männer der Gemeinde, die Orgel zu Ende zu bauen. Welch eine Aufgabe! Zwei Register standen noch nicht. Das Orgelprospekt war nur ein Stahlrahmen mit Pfeifen. Wie wollte der Erbauer es haben, welche Vorstellungen hatte er? „Na, genauso
wie in Benefeld.“ Nur in Benefeld waren ganz andere Verhältnisse. Fragen über Fragen und Antworten nur bruchstückhaft von vielen Gemeindemitgliedern.
Auch die Hilfsorgelbauer machten Erfahrungen und mit der Unterstützung von fleißigen Händen wurde das Werk beendet.
„Und jetzt nur noch stimmen und dann die Einweihung“, so wurde im Februar 1994 gedacht. Aber auch das kam ganz anders. Der Orgelstimmer und Intonateur hatte noch viele Wünsche und Vorstellungen, die es zu verwirklichen galt. „Hier geht etwas zu schwer, da klemmen die Abstrakten (Drahtstangen), der Wind (Luft) ist viel zu stark oder an anderer Stelle zu schwach und hier nicht konstant genug.“ Die gesamte Windführung musste noch einmal ausgebaut und geändert werden. Und dann das Intonieren!

Unermüdliche Helfer mussten Tage, Wochen und Monate den Orgelstimmer holen und wieder nach Hause fahren. Sie mussten stundenlang Tasten drücken und bekamen hautnah die Probleme des Intonierens zu spüren. Und immer die Frage: „Wann ist die Orgel fertig?“

Am 16. September 1995, zwei Jahre nach dem Tod von Pfarrer Johannes Schlingermann, konnte gesagt werden: „Der Gedanke ist Wirklichkeit geworden.“ Eine wunderschöne Orgel wurde in der Herz-Jesu Kirche zu Visselhövede eingeweiht. Sie soll erklingen zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Menschen!
(Klaus Hartwig)

Disposition der Visselhöveder Orgel

1110 Pfeifen

Hauptwerk:
Mixtur 2-3fach
Terz Diskant 1 3/5´
Spitzflöte 2´
Oktave 2´
Nasard 2 2/3´
Oktave 4´
Trompete 8´
Rohrflöte 8´
Prinzipal 8´

Brustwerk:
Mixtur 1-2fach
Quinte 1 1/3´
Flöte 2´
Blockflöte 4´
Holzgedackt 8´
Regal 8´

Pedal:
Choralbass 4´
Gedackt 6´
Violon 8´
Subbass 16´
Posaune 16´